201607.31
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Das Setzen des rechten Blinkers begründet allein noch kein Vertrauen, dass der Blinkende auch tatsächlich abbiegt. Erforderlich ist darüber hinaus eine erkennbare, deutliche Geschwindigkeitsverringerung des Vorfahrtberechtigten, eine sichtbare Orientierung des Blinkenden nach rechts oder sonstige ausreichende Anzeichen für ein tatsächlich bevorstehendes Abbiegen des Vorfahrtberechtigten.
Regelmäßig überwiegt in solchen Fällen der Haftungsanteil des Wartepflichtigen, der allein auf das Blinken vertraut.

Der Senat führt im Anschluß an eine Entscheidung des Oberlandesgerichts Saarbrücken, Urteil vom 11.03.2008, 4 U 228/07, aus:

Während die eine Auffassung darauf abstellt, dass der Wartepflichtige grundsätzlich auf das angekündigte Abbiegen vertrauen darf (etwa Hentschel/König/Dauer, StVR, 42. Aufl., § 8 StVO Rn 54 m.w.N.; BGH, Urt. v. 28.05.1974 – 4 StR 37/74, NJW 1974, 1572; OLG Düsseldorf, Urt. v. 16.06.1966 – (1) Ss 150/66, juris, solange nicht konkrete Zweifel an dieser Abbiegeabsicht begründet sind), folgt der weit überwiegende Teil der obergerichtlichen Rechtsprechung der Auffassung, dass der Wartepflichtige nur dann auf ein Abbiegen vertrauen darf, wenn über das bloße Betätigen des Blinkers hinaus in Würdigung der Gesamtumstände, sei es durch eine eindeutige Herabsetzung der Geschwindigkeit oder aber einen zweifelsfreien Beginn des Abbiegemanövers eine zusätzliche tatsächliche Vertrauensgrundlage geschaffen worden ist, die es im Einzelfall rechtfertigt, davon auszugehen, das Vorrecht werde nicht (mehr) ausgeübt (OLG Saarbrücken, a.a.O.; OLG Hamm, Urt. v. 11.03.2003 – 9 U 169/02, NJW-RR 2003, 975; OLG Celle, Urt. v. 22.02.1996 – 5 U 71/95, juris; KG, Urt. v. 13.01.1992 – 12 U 5054/90, juris; OLG Oldenburg, Beschl. v. 25.05.1992 – Ss 130/92, NJW 1993, 149; OLG Düsseldorf, Urt. v. 23.03.1992 – 1 U 99/91, OLGR 1992, 189; OLG Hamm, Beschl v. 22.03.1991 – 2 Ss OWi 230/91, juris; KG, Urt. v. 29.09.1989 – 12 U 4646/88, juris; OLG Saarbrücken, Urt. v. 02.10.1981 – 3 U 109/80, juris; OLG Hamm, Beschl. v. 13.11.1980 – 3 Ss OWi 2478/80, juris; ausdrücklich offen gelassen von OLG Düsseldorf, Urt. v. 10.06.1976 – 12 U 135/75, juris; ebenso jetzt wohl auch: OLG München, Urt. v. 06.09.2013 – 10 U 2336/13, SVR 2014, 10); der Wartepflichtige darf also niemals “blindlings” (so OLG Koblenz, Urt. v. 03.04.1995 – 12 U 761/94, juris) auf das Abbiegen des Blinkenden vertrauen. … Auch der Leitsatz der von der Berufung als Beleg ihrer Rechtsauffassung angeführten Entscheidung des Kammergerichts (KG, Urt. v. 25.09.1989, a.a.O.) stellt im Übrigen – einschränkend im Sinne der überwiegenden Auffassung – darauf ab, dass ein Vertrauen des Wartepflichtigen dann begründet ist, wenn der Vorfahrtberechtigte rechts blinkt und sein Fahrzeug am Beginn der Einmündung nach rechts lenkt.

Quelle: OLG Dresden Beschluss vom 24. April 2014, 7 U 1501/13